Aktuell wurde eine neue, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie abgeschlossen (HODOKORT-Studie), die keine Wirkunterschiede zwischen (den bislang bei ausbleibender Spontanrestitution üblichen) Hochdosis-Kortisontherapien (egal ob oral oder intravenös) und Niedrigdosis-Kortisontherapien (deren Wirksamkeit in keiner Studie bislang evident bewiesen wurde) finden konnte, wohl aber bei den Nebenwirkungen, was die bislang als Firstline-Therapie empfohlene HD-Kortisontherapie obsolet werden lässt.
Eine gute Studienlage zu Effekten beim Hörsturz existiert für die Intratympanale Cortisontherapie (ITC), deren Bedeutung nun als seriöse Behandlungsform zunehmen dürfte. Bislang als Reservetherapie geführt, punktet die ITC durch eine gute Wirkstoffanflutung im Innenohr ohne relevante systemische Nebenwirkungen zu verursachen (lokale Anwendung).
Desweiteren läuft aktuell eine weitere, neue Studie zum Hörsturz, die nach Angaben der Studiendurchführenden ebenso einen vielversprechenden Eindruck machen soll. Auch hier wird das Medikament (Studienname AC102) intratympanal verabreicht. Weitere Informationen erhalten Sie hier.
Hintergrund: Bis vor ca. 15 Jahren galt die Behandlung eines akuten Hörverlustes ohne ersichtliche Ursache (idiopathischer Hörsturz) vor allem mit durchblutungsfördernden Medikamenten sowie Kortison als Standard. Grundlage dieser Therapiestrategie war die Annahme, dass Durchblutungsstörungen des Innenohres (z.B. Infarkt) sowie Entzündungen die Ursache für Hörstürze sind. Letztlich konnte nie ein wissenschaftlicher Nachweis geführt werden, dass eine Verbesserung der Durchblutung Effekte auf die Restitution des Gehörs hat. Vielmehr zeigten Studien, dass sich das Hörvermögen nach einem Hörsturz in den meisten Fällen ohne Therapie normalisiert (etwa in 80% der Fälle).
Im eher seltenen Fall eines Weiterbestehens der Beschwerden werden nunmehr u.a. neurotrope virale Infektionen, Autoimmunaffekte oder Störungen der Mikrozirkulation als Ursache vermutet und deshalb mit Kortison behandelt (in der Regel systemisch, also oral mit Tabletten oder intravenös als Injektion oder Infusion). Damit sollen inflammatorische neurotoxische Vorgänge gehemmt werden, die Nervengewebsversorgung verbessert sowie reparative Effekte auf zellulärer Ebene angeschoben werden. Die wenig evidente Studienlage legte nahe, dass eine Hochdosistherapie mit Kortikosteroiden notwendig ist, um Wirkung zu erzielen. Hier ging man das Risiko relevanter Nebenwirkungen ein.